Mit der Entscheidung für ein neues Rad steht auch die Frage an, wie ich in der ungewohnten Umgebung, also auf nicht asphaltierten Wegen, eigentlich navigieren werde. Vor ein paar Tagen dachte ich, vielleicht könnte ich von erfahrenen Langstrecklern, sorry, Gravelfahrern!, ein paar hilfreiche Meinungen einsammeln.

Dachte es, und am gleichen Tag schrieb Joas einen Artikel über seine Navigations-Vision, die einige interessante Kommentare provozierte. Anhand des Textes wurde mir deutlich, dass es eigentlich um zwei verschiedene Bereiche geht: Eine Strecke zu planen, und diese Tour dann draußen in der Natur auch zu finden.

Garmin war bisher in meinem Hinterkopf eine mögliche Antwort auf zumindest letzteres, weil ich glaubte, alle nutzen das doch, aber nach Joas Artikel bin ich mir nicht mehr so sicher. Logisch muss man sich auf ein neues Gerät erst einmal einstellen und lernen, damit umzugehen. Ob es schlau ist, das mit dem Wechsel von Asphalt auf den Waldweg zu verbinden, oder sammle ich erst einmal mit dem gewohnten System Erfahrungen im Gelände?

Was ich bisher fürs Planen wie fürs Navigieren gut kennengelernt habe, ist Komoot als Webdienst und als App. Eine Route, Verzeihung, einen Track für das Rennrad zu erstellen, das klappt. Sehr schnell habe ich gelernt, die händisch gesetzten Wegpunkte sollten wirklich auf der Strecke liegen, will man sich nicht plötzlich in einer Seitenstraße wiederfinden und an einem absolut unscheinbaren Punkt zum Umkehren aufgefordert werden. Als Nächstes habe ich mir angewöhnt, Bundesstraßen auszuplanen (zumindest wenn keine Radwege vorhanden sind).

Als Drittes kam die Erkenntnis, anhand des Profils die Anstiege lieber genau daraufhin zu prüfen, ob sie etwa eine serpentinenförmige Straße mehrfach kreuzen oder sonstwie zu steil erscheinen. So lange der Untergrund mit Asphalt angegeben ist, mag die Steigung zu bewältigen sein, aber ein bißchen Rechnen (Höhenmeter auf Strecke) kann nie schaden.

Für die Navigation auf der Strecke nutze ich die Sprachanweisungen der Komoot-App, die mich aus Trikot- oder Rucksacktasche heraus durch die Gegend lotst (nach einmaligem Erwerb des kompletten Pakets für 30 Euro kann ich alle verfügbaren Karten offline nutzen).

Insgesamt funktioniert das für mich. Nach einiger Übung habe ich ein Gefühl dafür, in welcher Entfernung zu einer Kreuzung mir Komoot sagt, welcher Abzweig zu nehmen ist.

Einzig letzten Sommer in Belgien habe ich ziemlich geflucht, weil die Sprachanweisungen bei den Kreiseln nicht eindeutig waren. Und Kreisel gab es dort viele. Das hat Komoot inzwischen sehr verbessert (sogar am Marktplatz von Neustrelitz mit sieben abgehenden Straßen – man darf sich nur nicht verzählen, wenn es heißt „an der fünften Ausfahrt den Kreisel verlassen“).

Zudem gibt es inzwischen ein paar neue Funktionen, die ich hilfreich finde. Zum Beispiel kann ich, wenn eine Aufzeichnung läuft, umschalten zwischen „Tour umplanen“ oder nicht. Wenn ich unterwegs meine Route verlasse, kann ich mir also aussuchen, ob ich nur mal kurz einen Abstecher machen möchte, oder ob mein Abzweig für die gesamte Strecke berücksichtigt werden soll.

So, und jetzt?

Ich habe keine Ahnung, wie gut Komoot im Gelände funktionieren wird, weder in der Planung noch in der Navigation. Und dann noch bei Nacht? Ich weiß aber auch nicht so recht, was ein Garmin leistet, und welche Rätsel das in der Handhabung noch so bereit hält.

Jochens Kommentar zum oben erwähnten Blogpost, dass ein Smartphone noch ein paar nützliche Dinge neben dem Navigieren kann, ist für mich schlüssig. Bisheriges elektronisches Zubehör: Handy, Powerbank, Verbindungskabel. Einfach.

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Andererseits ersetzt so ein Garmin womöglich den Radcomputer. Der ist bei mir andererseits so klein, der macht den Platz nicht streitig.

Denn schließlich ist da noch die Frage nach der Befestigung am Rad. Am Lenker werde ich eine Lampe haben, irgendwo wird da auch eine Tasche hin müssen (der sogenannte Frame Pack hat sich auf meiner Festive 270-Ausfahrt anhand der Geräuschkulisse leider disqualifiziert).

Und so viel Platz ist zwischen Knie und Lenker auch nicht mehr (und beim Jaegher ist dort sowieso der Leitspruch angebracht). Will ich da noch so ein Navigations-Brikett hinkleben?

(Der Fluch des kleinen Körpers: das Rad ist klein, nirgendwo ist Platz. Aber das (oder den?) Garmin gibt es leider nicht in der Edition für kurze Beine. Wenigstens verhält sich das mit dem Essen, den Klamotten und der Muskelmasse irgendwie proportional! Ist nur fair.)

All diese Entscheidungen, bis es dann mal los geht. Am Ende werde ich es wohl einfach ausprobieren müssen. Das Gute ist, da kann ich dann wenigstens das tun, was wirklich Spaß macht: fahren, und ein bißchen darüber schreiben.