Am Ende macht die Angie beinahe alles kaputt. Angie, so ein Möchtegern-Kampfhund, wie die jetzt modern sind, runde Beine, breiter Schädel. Angie schnappt sich beim ersten Ausritt mit dem Soma meine linke Ferse, ich schreie den Hund an, der Besitzer schreit den Hund an, der Hund gehorcht nicht, der Hund ist außer Rand und Band. Wie soll man da bitte schön Freude an einem neuen Rad haben?

Acht Wochen vorher stehe ich zum zweiten Mal beim Goldsprint-Alex im Laden, vielmehr in dem anderen Laden, dem Gentle Jaunte. Ein Soma Double Cross Rahmen in Größe 42, so viel steht fest. Alles andere ist offen.

Viele Fragen. Schwarze Felge, schwarze Speiche, silberne Nippel, oder silberne Felge, schwarze Speichen, silberne Nippel. Der Alex schmeißt mit schönen Ideen um sich. Ich werde bald verrückt, all diese Kombinationen.

Der Alex wird auch ein bißchen verrückt, befürchte ich, aber dann sage ich einfach immer ja zu dem Vorschlag, von dem er am meisten zu halten scheint, der hat ja Geschmack, sieht man an den Rädern. Das wird. Zweieinhalb Stunden lang. Fertiger als nach dem Intervalltraining mit den Australiern bin ich, und das will was heißen.

33 Emails später (vermutlich die Hälfte davon meine nervösen Nachfragen, wann es denn nun fertig sei, ich brauche das für den Candy B. Graveller, ich muss damit auch nochmal fahren, Himmel! Ja, fast alle Teile seien nun da. Ja, nächste Woche eventuell. Ja, vor Ostern könnte es klappen) ist es endlich soweit.

Schön ist es. Und ein bißchen fremd. Und unerwartet schwer. Fahren geht, doch ja.

War das richtig, frage ich M. Habe ich das jetzt wirklich haben müssen.

Klar, sagt der. Spätestens im Winter, da kannst du doch nicht mit dem Jaegher, oder dem Verago. Die eisigen Straßen.

Plötzlich ist das auch so voll in der Wohnung. Nachts schlafe ich nicht, grüble über schweres Eisen und schnelle Entscheidungen.

Und wo fahre ich damit hin, möglichst schnell runter vom Asphalt. Zum Fließgraben, mein erster Single Trail ist ein Fußpfad, schräg am Bachbett entlang. Fortgeschrittene Fahrtechnik verlangt Komoot. In den Wind geschlagen, und dann so eine steile Stelle nicht hochkommen. Und jetzt? Schieben beim Candy B.? Was für eine bescheuerte Idee auch, das Rad voller Gepäck und damit durch die Pampa. Wieso habe ich nur.

Dämpfen tut das auch nicht. Kein Wunder, ist ja noch für die Straße aufgepumpt, hat der doch gesagt. Muss ich herausfinden, wie viel Luft es braucht für die Wiese.

Denn das ist eigentlich ganz fein. Ich fahre über irgendwelche Feldwege, nie gesehen, kreuze eine Bundesstrasse – aha, hier bin ich! – wieder Gras, diesmal Umweg wegen einer Baustelle, über einen zugewachsenen Trampelpfad, natürlich wäre das mit dem Jaegher nicht gegangen, komme wieder wo raus, wo ich das kenne, das ist jedesmal so, ah, da geht das also lang! Mein Revier von hinten.

Nur das mit dem Lenker, das passt noch nicht richtig. Wollte was Neues probieren, mit dieser ausgestellten Variante. Nicht immer nur was man schon kennt. Und dabei fasse ich unten doch eh nie. Und oben ist zu weit oben. Und ob ich das nun nützlich finde oder affig, weiß der Henker.

Aber sonst, sonst läuft das doch. Ein bißchen schwer, anstrengend, aber gar nicht so ganz schlimm langsam. Und schick ist es, auf jeden Fall. Hat der Alex gut hingekriegt.

Und wie ich da so allmählich etwas Spaß habe mit dem neuen Rad, Auftritt Angie.

Im Schritttempo auf dem Waldwiesenweg, sind ja überall Spaziergänger, jetzt an Ostern. Aus dem Nichts der Hund, gleich an mir dran, das Maul um meine Ferse schnappt der zu. Denn Beißen ist das eigentlich nicht, wenn ich ehrlich bin, bei aller Empörung. Aber der Schreck halt.

Die orangene Leine einmal um das Soma gewickelt, und der Hund immer so an mir hoch, der kriegt sich gar nicht mehr ein. Ich stoße ihn weg, ich keife den an, später tut mir das leid, ich hätte den Besitzer ankeifen sollen.

Auf dem Rückweg Regen, darüber bin ich froh, weil das Soma in Frankfurt ja nicht mehr ganz neu aussehen muss. Und der Hundesabber an meinem Überschuh, der kommt so auch noch weg.

Und überhaupt, wer nennt seinen Hund auch Angie. Kein Wunder, dass der nicht gehorcht.