Erstaunlich oft werde ich gefragt, was ich denn so mitnehme auf eine mehrtägige oder gar mehrwöchige Tour – mit dem Rennrad, mit dem Gravel-Rad. Dann denke ich, ist doch total klar, und beim nächsten Mal suche ich dann selbst wieder diesen Zettel, wo das alles drauf steht.

Also Packliste. Und zwar eine einzige. Praktischerweise ist es nämlich gar nicht so unterschiedlich, was ich mitnehme, ganz egal, mit welchem Rad oder wie lange ich unterwegs bin.

Das Prinzip ist einfach: Gewicht sparen. Und da ich an meinen kleinen Rädern so wenig Platz habe, gilt auch Volumen sparen. Dinge mit Mehrfachnutzen stehen hoch im Kurs. Ich schreibe außerdem auch gleich auf, was ich jeweils wo am Rad (oder an mir) transportiert habe, weil sich das auf der großen Tour gerade erst bewährt hat.

Wenn jemand meine Packliste brauchbar findet und sie gern nutzen möchte, hier ist alles auf einer Seite als PDF zum Ausdrucken und Abhaken, mit Platz für Ergänzungen.

Meine Aufzählung geht davon aus, dass man zum Schlafen irgendwo einkehrt. Zu allem, was man fürs Draußenschlafen braucht, hat die „Quatschradlerin“ Svenja kürzlich eine tolle Übersicht veröffentlicht. Mit Wimmelbild!

In der Rolle am Lenker

Hier kommt alles rein, was ich tagsüber nicht brauche. Ich nutze die Apidura Handlebar pack dry mit einem Volumen von 9 Litern, die größere Variante schleift bei mir auf dem Reifen (der Abstand vom Reifen zum Lenker ist 20 cm).

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  • Zweite Radhose (eine habe ich tatsächlich unterwegs durchgeritten)
  • Zweites (sehr dünnes Sommer-)Trikot
  • Langarm-Trikot, habe ich sehr oft abends als Pulli getragen
  • Merino-Unterhemd zum Schlafen, kann notfalls auch auf dem Rad getragen werden
  • Ein bis zwei T-Shirts
  • Lange Hose
  • Kurze Hose, wird an kalten Tagen über die Radhose gezogen und an heißen Tagen abseits vom Rad getragen
  • Ein bis zwei paar Socken
  • Unterwäsche (Menge ist Ansichtssache)
  • Bikini

Die Rolle habe ich unterwegs nur auf der linken Seite geöffnet, um nicht jeden Morgen auf beiden Seiten die ideale Faltung suchen zu müssen. Dinge, die ich ganz eventuell doch tagsüber hätte brauchen könnte, habe ich direkt an die Ausgänge gepackt.

Außerdem gelernt: beim Fahren mit beherztem Griff die Gurte stramm ziehen. So lange jede Hand auf ihrer Seite des Lenkers bleibt, klappt das ohne Sturz.

In der Tasche am Lenker

Kleinkram, den ich beim Fahren griffbereit haben will, kommt in die Tasche (Accessory pocket dry, 5 Liter), die auf die Handlebar pack geschnallt wird. Was oben liegt, kann ich beim Fahren aus der Tasche nehmen. Wichtig ist, das ganze Konstrukt darf nicht zu schwer werden, sonst drückt die Handlebar auf den Reifen. 

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  • 9.000 mAh-Powerbank mit zwei USB-Ausgängen, in denen beim Losfahren schon Ladekabel für I-Phone und Garmin stecken
  • Ersatz-USB-Kabel
  • I-Phone
  • Ladestecker für das I-Phone
  • Ladekabel für die Supernova Airstream
  • Ersatz-Rücklicht (mit USB-Ladeanschluss, zum Anstecken)
  • Taschenmesser
  • Spanngurt (Dauer-Leihgabe seit dem Candy B. und daher Glücksbringer)
  • Sonnenbrille
  • Etui mit Geld, Ausweis, Krankenkassen-, EC- und Kreditkarte
  • Hausschlüssel
  • Kabelbinder, Gummis, Zahnseide
  • Kettennieter
  • Kugelschreiber
  • Taschentücher
  • Schutzpflaster mit abgerundeten Ecken (für den Fall, dass ich die durchgerittene Radhose nochmal anziehen würde, wollte ich an der offenen Stelle nicht noch die Haut aufscheuern)
  • Butterbrot-Tütchen für Gummibärchen, Nüsse, Trockenobst (ich nehme nicht mehr die Tiefkühlversion, weil sich die bei mir in der Trikottasche gern auflöst. Meine fragwürdige Theorie dazu: die vertragen die Kombi aus Salz und Nässe nicht)
  • Verpflegung

Im Saddle pack

Enthält alle größere Teile, die ich beim Fahren griffbereit haben will, und noch ein paar Sachen, die nicht mehr in die Fronttaschen passten. Innen habe ich eine Mülltüte eingezogen, weil meine Saddle pack-Variante nicht wasserdicht ist.

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  • Windjacke
  • Regenjacke
  • Warnweste
  • Beinlinge
  • Neopren-Überschuhe
  • Schlauchtuch
  • Langes Unterhemd
  • Dünne Langfinger-Handschuhe
  • Mütze
  • 6.000 mAh-Powerbank als Backup (brauchte ich nie) 
  • Luftpumpe
  • Kleines, leichtes Fahrradschloss (eher als Wegfahrsperre für kurzen Supermarkt-Halt in zwielichten Gegenden gedacht anstelle als richtiges Schloss)
  • Stirnlampe   
  • Fehlau’sche Daunenjacke (von Joas viel zitiert: Gunnar empfiehlt eine auf kleines Volumen reduzierbare Jacke für den Fall, dass man mal irgendwo unerwartet rumstehen muss und auszukühlen droht) 
  • Biwaksack (der so sehr knistert, dass ich mir nicht vorstellen kann, darin jemals ein Auge zu schließen)
  • Straßenschuhe
  • USB-aufladbares Rücklicht, außen am Saddle pack befestigt

Zudem die Tüte mit Waschzeug:

  • Zahnpasta und -bürste
  • Deo
  • Kamm
  • 50 ml Dose mit Creme fürs Gesicht und Körper, nachfüllbar (zweimal in drei Wochen)
  • 50 ml Dose Sitzcreme
  • 10 ml Dose mit Bepanthen Wund- und Heilsalbe
  • 10 ml Dose mit körnigem Waschmittel (nur als Backup zum Waschen, wenn ich den Geruch der Hotel-Seife nicht mag; soll ergiebiger sein als flüssiges)
  • 4 Ibuprofen (für Notfälle wie Zahnschmerzen; normale Schmerzen müssen sich rauskurbeln lassen, oder man braucht Pause)

Schuhe und Waschzeug stopfe ich immer ganz nach hinten. Die Straßenschuhe lasse ich dank der SPD-Pedale bei kürzeren, voraussichtlich trockenen Touren künftig zu Hause. 

Am Jaegher befestigt

Da ich so wenig Platz hatte, habe ich den Flaschenhalter am Sattelrohr als Stauraum für Werkzeug genutzt.

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  • Garmin
  • Radcomputer (ich habe Geschwindigkeit usw. gern neben der Karte vor Augen)
  • Supernova Airstream  (am Lenker)
  • 1l-Bidon

Am Sattelrohr eine 0,6l-Flasche mit: 

  • Ersatzschlauch
  • Flickzeug (normale und schnell klebende Flicken)
  • Ersatzniete
  • Multitool
  • Reifenheber
  • Schlauch
  • Einweghandschuhe (auch zu nutzen bei Regen oder Kälte als zusätzliche Schicht unter den Langfingerhandschuhen)

An mir befestigt

Den Platz in den Trikottaschen habe ich vor allem für Verpflegung genutzt.

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  • Radklamotten
  • Helm und Kappe
  • Pulsgurt
  • Radhandschuhe
  • Schuhe
  • Trikottasche: Zweiter Ersatzschlauch, kleine Tube Sonnencreme 

Womit ich zufrieden war

Alles in allem bin ich mit dieser Ausstattung bei Temperaturen im einstelligen Bereich bis hin zu fast 40 Grad über einen Zeitraum von knapp vier Wochen gut ausgekommen (für weniger Tage lasse ich die doppelten Kleidungsstücke weg). Das Gewicht fand ich nach ein paar Tagen Gewöhnung in Ordnung; es hat sich angefühlt, wie mit einem echt schweren Rennrad unterwegs zu sein. Das Gepäck war gut am Rad verteilt und hat nicht gestört – außer beim Abfahren, das habe ich doch sehr viel langsamer angehen lassen. Kein Rucksack mitzunehmen war eine gute Entscheidung.

Die „Wasserdichtigkeit“ der vorderen Taschen hat gut funktioniert. Ich bin nicht stundenlang in starkem Regen gefahren, aber es hat zeitweise schon so geschüttet, dass sich das Wasser in den Falten der Accessory Pocket sammelte. Innen blieb dabei alles tadellos trocken.

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Was ich ändern würde

Für eine Fahrt dieser Länge packe ich auf jeden Fall dicke Socken ein, ein paar Mal hatte ich echt kalte Füsse. Dickere Handschuhe wären dann das nächste.

Die 1-Liter-Trinkflasche musste ich vor allem an den heißen Tagen relativ häufig auffüllen (bzw. habe an den Stationen flaschenweise Flüssigkeit in mich hineingeschüttet). Die zweite Flasche hätte ich gut für Getränke brauchen können anstatt für das Werkzeug. 

Der Stauraum hat für das Gepäck aber auch ohne Werkzeug nur gerade eben so gereicht. Vor allem die Handlebar pack musste ich sehr sorgfältig packen (jede einzelnen Gegenstand gut feststopfen), sonst konnte ich die Tasche nicht so klein falten, dass sie an den Lenker passte. Das hat Zeit gekostet und war etwas nervig.

Zwei bis drei Liter mehr wären praktisch gewesen, auch um mehr Essensvorräte unterzubringen. Für die nächste längere Tour muss ich da noch mal überlegen. 

Hier noch mal die Liste als PDF.

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