„Berlin hat Berge … nur das Warmfahren dauert etwas länger!“

Das „Berlin hat Berge“-Brevet ist im Sommer 2020 aus einer Laune heraus entstanden. Ich hatte mit der Mille du Sud geliebäugelt und dachte, vielleicht wäre es schlau, vorher zumindest einmal einen „normalen“ Tausender zu fahren. Angeregt durch eine Liste mit den höchsten Gipfeln aller Mittelgebirge in Deutschland entstand die Idee, eine Route über ebendiese im Erzgebirge, Fichtelgebirge und Harz zu planen. „Berlin hat Berge“ hält damit ca. 10.000 Höhenmeter auf 1.000 Kilometern bereit.

So funktioniert’s!

Dies ist kein Event und kein Rennen, nur ein Tourenvorschlag, um von Berlin aus auch mal ein paar Höhenmeter zu machen, das Land kennenzulernen und zu staunen, wie weit ein Fahrrad trägt. Die Route steht frei zur Verfügung, Ihr könnt sie kopieren und nachfahren wann immer Ihr wollt. Ihr tut das auf eigene Verantwortung und am besten mit einer angemessenen Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit. Die Strecke nutzt den öffentlichen Straßenverkehr; es empfiehlt sich, die StVO zu beachten.

Wer in die Liste erfolgreicher Fahrer*innen aufgenommen werden möchte, kümmert sich einfach um folgendes:

  • Die Tour wird am Stück gefahren – ob in zwei Tagen oder in 20, ist egal. In Anlehnung an das Brevet-Reglement seid Ihr bei einer Zeit von bis zu 75 Stunden (inklusive Stehzeiten) „Randonneur*in“, darüber „Tourist*in“. Die Zeiten werden aber nicht veröffentlicht, es gibt kein Ranking.
  • Ihr radelt aus eigener Kraft und „self-supported“ (kein Begleitservice, kein E-Antrieb). Windschattenfahren oder vorgebuchte Hotels sind völlig in Ordnung.
  • Ihr könnt an jedem Punkt einsteigen. Ausschlaggebend ist, dass Ihr die volle Runde fahrt. ABER bedenkt: zwischen Harzende und Erzgebirgsbeginn liegen 400 ziemlich flache Kilometer. Das kann mehr zermürben als jeder knackige Anstieg …
  • Als Nachweis macht Ihr jeweils Fotos von Eurem Rad und notiert dazu Datum und Uhrzeit, und zwar
    • am Start am Brandenburger Tor in Berlin
    • an den drei Checkpunkten gemäß Motiv-Vorgabe (siehe „Checkpunkte“ unten)
    • im Ziel am Brandenburger Tor.
  • Wer unterwegs in die Strecke einsteigt, macht jeweils ein Start- und ein Zielfoto vom Rad am Einstiegspunkt. Am liebsten vor einer markanten Stelle wie einem Ortsschild oder Denkmal. Am Brandenburger Tor macht Ihr nur ein Foto.
  • Außerdem ladet Ihr Eure gefahrene Tour auf Komoot, Strava oder wo auch immer Ihr Eure Touren dokumentiert hoch (sie muss für mich einzusehen sein). Jede Fahrer*in dokumentiert eigenständig – eine Tour kann *nicht* als Beleg für mehrere Personen gelten.
  • Ihr schickt die Fotos mit Datum und Uhrzeit sowie den Link zur gefahrenen Tour an takeshi.liest(at)gmail.com. Euer Namen, und, wenn Ihr mögt, auch ein Link zu Eurem Bericht, wird dann hier veröffentlicht.
  • Wer zusätzlich einen Button und eine Urkunde/Spokecard (überlege noch) zum vollendeten 1.000er bekommen möchte, spendet im Gegenzug einen Betrag von mindestens zehn Euro an die #BIKEYGEES e.V.. Das ist ein Verein, der inzwischen über 1.200 Frauen aus aller Welt Radfahren beigebracht hat – absolut unterstützenswert! Spendenmöglichkeiten finden sich auf der Website der Bikeygees. Schickt mir zusammen mit den genannten Tourennachweisen einen Beleg für Eure Spende (Bestätigungsmail o.ä.) und die gewünschte Post-Anschrift.

Über eine Nachricht, wann Ihr starten werdet oder am Brandenburger Tor vorbeikommt, freue ich mich – wenn ich es schaffe, schaue ich gern dort vorbei!

Strecke und Checkpunkte

Wir fahren zunächst auf endlosen Brandenburger Alleen nach Süden, bis wir nach etwa 170 Kilometer die ersten Ausläufer des Erzgebirge erreichen. Gute hundert Kilometer später erklimmen wir nach einer letzten Stärkung im lauschigen MacDonalds von Annaberg-Buchholz endlich den Fichtelberg und (1.215 ü. NN) erreichen den ersten Checkpoint. Das Foto von Eurem Rad macht Ihr vor der kleinen Holzbahn, die sich oben auf dem Plateau rechterhand befindet.

Checkpunkt 1: Fichtelberg, 1.215 ü. NN

Über den Kamm des Erzgebirges wenden wir uns weiter nach Westen und Süden in Richtung Fichtelgebirge. Bei Kirchenlamitz erahnen wir ganz hinten in der aufragenden Kulisse den Schneeberg (1.051 ü. NN), wo, wie ein Leser einmal so treffend schrieb, der Asphalt wohl einfach den Berg runter gegossen wurde.

Je nach Windrichtung rollen oder quälen wir uns einige Zeit später den letzten langen Anstieg hoch, der hinter dem Passschild „Schneebergstraße“ nochmal so richtig steil wird. Oben belohnt Ihr Euch mit einem Foto des zweiten Checkpunkts – das Schild „Aussichtsturm Backöfele“ am Fuß der windigen Treppe. Wessen Cleats und Schwindelfreiheit es zulassen, sollte dort hoch und sich den Panorama-Blick gönnen.

Checkpunkt 2: Schneeberg, 1.051 ü. NN

Ab hier wenden wir uns nach Norden und finden auf dem Weg ins wunderbare Thüringen noch den ein oder anderen Zacken, bevor es hinter Weimar endlich flach wird und wir kurz Kräfte für den vorletzten Streich sammeln können. Wem der Lenker noch nicht vor Müdigkeit schlackert, sei eingeladen, den Kyffhäuser zu überqueren, sonst tut es auch der Weg westlich drumherum. Hinter Berga geht es in den Harz hinein, und 70 km später erreichen wir unseren dritten Checkpunkt, den Brocken (1.142 ü. NN). Hier darf man schon mal jubeln! Auf der linken Seite des Wetterhäuschens parkt Ihr Euer Rad für ein Foto neben das Goethe-Denkmal.

Checkpunkt 3: Brocken, 1.142 ü. NN

Der lange Weg über Quedlinburg und Barby an der Elbe nach Hause hat dann etwas betörend Eintöniges und lässt viel Platz, um irisierende Schmerzen an Hinterteil, Füßen und Händen wahrzunehmen. Wer hier nicht endgültig verzweifelt, hat es sich unterwegs wohl noch zu gut gehen lassen.

Wer das alles noch viel genauer wissen will, kann hier über die Erstbefahrung lesen: von Berlin bis zum Schneeberg und über den Harz zurück nach Hause. Einige Abschnitte hab ich später neu gescoutet.

Praktisches und Strecken-Download

Beim Planen war mir am wichtigsten, wenig auf Bundesstraßen unterwegs zu sein. Das geht zulasten von Verpflegungsmöglichkeiten, vor allem zwischen Fichtelberg und Hof. Hier ist etwas Findigkeit und Randonneur*innen-Erfahrung gefragt, was das Nachfüllen und Einteilen von Vorräten angeht. An wenigen Stellen waren ein paar verkehrsreichere Kilometer dennoch nicht zu vermeiden, etwa zwischen Hof und Kirchenlamitz.

Apropos Verpflegung: Die Route macht hin und wieder einen Abstecher (z.B. Annaberg-Buchholz) oder eine Schleife durch einen Ort (z.B. Lommatzsch), damit sie direkt an Supermarkt & Co. vorbeiführt. Je nach Bedarf einfach auslassen bzw. den direkten Weg nehmen.

Die Straßen sind asphaltiert und für mich (als kleine Person) mit 25er Reifen gut befahrbar. Hin und wieder gibt es etwas Ost-übliches Pflaster oder ruppigen Asphalt, und auch mal ein paar unbefestigte Meter. Einzig im Höllental wartet ein 3 km langes Wegstück mit feinem Schotter (ab km 495).

Achtung Liegeräder und ähnlich sperriges Gefährt: der Zugang zur Elbebrücke in Barby (km 872) ist eng bepollert, Ihr müsstet sie auf der Fähre südlich im Ort umgehen (Fahrzeiten beachten!).

Die Strecke bin ich im Juli 2020 komplett abgefahren, im Mai und Juni 2022 zur Hälfte. Alle Infos hier sind mit Sorgfalt zusammengestellt, aber Fehler passieren. Ich empfehle, sich mit entsprechender Erfahrung und Trainingszustand auf diese Tour zu begeben und ggf. vorab auf Eure Bedürfnisse hin zu überprüfen!

Die Route findet Ihr in vier Abschnitten auf Komoot.

Eine Liste mit möglichen Verpflegungspunkten gibt es hier: BhB_Kontrolle_und_Co_v3.

Die Strecke wird hin und wieder etwas angepasst. Die aktuelle Version ist vom 02.08.22. Die Liste mit den Verpflegungspunkten wird zeitgleich geändert.

Sonstiges und danke

Dies ist kein Brevet der Audax Randonneure und wird entsprechend auch nicht homologisiert.

„Berlin hat Berge“ ist einigen Menschen und Projekten zu Dank verpflichtet:

  • Das Blog, auf dem die Liste mit den höchsten Gipfeln aller Deutsche Mittelgebirge zu finden ist: https://mvhau.insigma.de/wordpress/?page_id=3669
  • Steffen Heinze hat mir netterweise den Tipp für die verkehrsärmere Auffahrt durch den feinen Südharz hinein bis hoch nach Elend gegeben. Lieben Dank!
  • Das Layout der Excel hab ich mir bei Sascha L. abgeschaut.
  • Den Tipp zur Elbebrücke bei Barby habe ich von Klaus S. Danke für die schöne Variante!

Und nun viel Spaß beim Radeln – ich freue mich zu hören, wie es Euch ergangen ist!

Auf ins Abenteuer 🙂