Es ist mal wieder einer dieser Abende. Regen klopft an die Scheibe. Zerknülltes Papier auf dem Tisch. Der Anrufbeantworter blinkt hektisch vor sich hin. Ich fluche und stöhne abwechselnd.

„Was machst denn du?“ fragt das Verago.
„Ach, da sind so Fragen“, antworte ich geistesabwesend.
„Was’n für Fragen?“
„So Interview-Fragen“, sage ich.
„Ein Interview!“ ruft es entzückt. „Worüber denn?“
„Über das Blog.“
„Ein Interview mit mir!“ beschließt es. „Warum sagst denn du nix?“
„Ist knifflig. Ich glaube, die passen nicht so zu dir, die Fragen.“
„Oooh, darf ich, darf ich? Bitte?“
„Also gut“, seufze ich. „Erste Frage. Wie bist du zum Bloggen gekommen?“
„Wieso denn ich? Du schreibst das doch alles auf!“
„Ich sage ja, es passt nicht so recht -“
„Wir machen es passend! Jede PR ist gute PR“, schwadroniert es vor sich hin. „Was noch?“
„Hm, ja. Also. Wie würden deine Eltern deinen Blog beschreiben?“
„Eltern? Gibt’s nicht mehr. Verago ist pleite, hast du doch mal vorgelesen“, sagt es düster. „‘ne andere Frage?“
„Gibt es ein Thema, über das du schon lange einmal schreiben wolltest, aber es noch nicht in die Tat umgesetzt hast?“
„Ja, das gibt es“, sagt es feierlich. „Wie sich das anfühlt, ein neues Lenkerband zu bekommen.“
„Nicht dein Ernst jetzt! Was ist mit deinen ganzen großen Vorhaben? Galibier? Aarhus – Kopenhagen? Dieser Radmarathon auf den Lofoten?“
„Wird doch eh nichts! Machst du ja alles mit anderen Rädern. Neuen Rädern! Ich gehöre doch schon zum alten Stahl“, versetzt es.
„Du könntest es ja mal versuchen, zumindest, mit dem Jaegher? Passt doch zu der Frage hier: Welche Person würdest du gerne mit etwas Zeit in einem Restaurant treffen?“
„Ist ’ne blöde Frage“, sagt das Verago. „Fahrräder gehen gar nie in Restaurants!“
„Ich habe dir ja gesagt…“, setze ich an. „Na gut. Probieren wir das hier: Was oder wen würdest du auf einen Weltraumflug mitnehmen?“
„Weltraum“, staunt es. „Weltraum, könnten wir denn da überhaupt fahren?“
„Ohne Atmosphäre kein Gegenwind“, sage ich. „Wäre vielleicht ganz angenehm.“
„Ja, aber was passiert dann, wenn du kurbelst? Passiert da überhaupt was?“
„Ich habe keine Ahnung“, gestehe ich ein.
„Frag das doch mal die schlauen Blogger, bei denen du immer so viel liest. Wenn die alles wissen über einen Mann, der zuerst die Schallmauer durchbrochen hat, dann wissen die vielleicht auch das…“

Ja. Also. Und hier nun die schlauen Blogger, bei denen ich immer so viel lese. Es sind nicht die einzigen, aber die, bei denen ich mich über jeden neuen Artikel ein bißchen freue. Und über manche ganz besonders.

randonneurdidier
Lakonische Erzählungen von Brevets und Touren (wie einmal im Herbst nach Münster), riesiger Erfahrungsschatz, und dann auch noch im angrenzenden Revier unterwegs. Als ich mich gerade mal traute, einem anderen Blog zu folgen, hat Dietmar als einer der ersten offen und nett bei mir kommentiert. So einen habe ich gern als Nachbarn!

Guter Bubi!
Die Idee der Unendlichen Rundfahrt ist ja schon anbetungswürdig. Eigentlich mag man sie gar nicht weiter verbreiten, damit sie nie zu Ende geht. Glücklicherweise gibt es nun das Artfahren, was die Leute hoffentlich ausreichend ablenkt. So kann ich mir vielleicht doch noch irgendwann einen Bismarckturm holen.

there is no „I“ in Cyclyng
Ein (das?) Monument unter den Rennrad Blogs. Vieles zu Rahmen, Komponenten, Aufbau von Räder, Zubehör, Wissen drum herum. Noch lieber mag ich die Berichte von verschiedenen Touren und Events samt den verschlungenen Assoziationen und Randnotizen, wie etwa Rad am Ring 2014, der mich zuerst auf den Geschmack brachte.

Um den See
Texte von Jörn zu lesen ist ein bißchen wie sich mit Freunden zu unterhalten. Es geht ums Fahren, ums Drumherum und auch mal ums Nichtfahren, wovon die Welt auch nicht untergeht. Ich finde es informativ und unterhaltsam und oft sehr lustig!

Radflamingos
Federleichtes Design, fein hingepinselte Worte. Zwischen all den Watt-gesteuerten, Foto-lastigen Rennrad-Blogs merkt man den Damen an, dass sie vom Grafik- und Texter-Fach sind. Und trotzdem haftet dem Auftritt nichts Kommerzielles an. Da schaue ich immer wieder gern hin.

Aggrojogger.de
Der Mann schreibt leider nur so etwa einen Artikel pro Jahr. Daher kann ich sagen, ich habe sie alle gelesen, ich finde sie alle gut. Unvergessen sind auf jeden Fall die wahnwitzigen Festive 500 aus 2014!

Inzwischen ein Archiv: Lousy Legs
Ein Fundus an Rennberichten aus erster Hand und Inspiration für die nächsten Unternehmungen. Manchmal fast zu ausführlich, aber sehr menschlich, und nach dem Lesen weiß man, was einen erwartet bei der MSR, beim Alpenbrevet, oder wo auch immer Lars war, bevor er das Radeln aufgab.

Und der spezielle Tipp: Whywecycle
Wer sich immer schon mal gefragt hat, wie der (je nach Sichtweise) bemitleidens- oder beneidenswerte M. das ein oder andere gemeinsame Erlebnis wahrnimmt, kann es neuerdings hier nachlesen.

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„Und was kriegen wir jetzt dafür?“ fragt das Verago? „Autorenhonorar?“

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Irgendwie wollte das nicht so recht werden mit mir und dem „Liebster Blog“-Award. Den Grundgedanken an sich finde ich gut. Aber ich meine, wer ein Blog empfehlen möchte, kann es ja einfach vorstellen, wer den Menschen dahinter kennenlernen möchte, liest halt seine Texte.
Trotzdem herzlichen Dank an die Traumradler, dass Ihr mich auf Eure Liste genommen habt, denn es ist immer schön zu erfahren, dass gern gelesen wird, was man schreibt! Auch im Namen vom Verago 🙂