Leicht war in diesem Sommer nur, immer wieder zu vergessen, wie viel Mühe das Langstreckenfahren macht, wenn man nicht wirklich trainiert ist. Lass es halt für dieses Jahr, dachte ich stets aufs Neue, im Erzgebirge, im Harz, in der endlosen Lausitz. Aber dann ließ mich das Görlitz-Abenteuer mit dieser Sehnsucht nach nächtlicher Landstraße zurück. Und es war ja auch schon August.
Weiterlesen „1.000 Kilometer für ein Länderschild: Die Dänemark-Reisenotizen“M. wollte die Mosel entlang von der Mündung bis zur Quelle in den Vogesen fahren und hatte für diese Reise etwas abenteuerliche Eckdaten recherchiert. Über Nacht mit dem Zug nach Koblenz, in vier Tagen die 600 km den Fluss hoch, am fünften rüber nach Freiburg, über Nacht mit dem Flixbus nach Hause.
Jeder Rennradfahrer, so sagt man, hat einen Aberglauben. Ich glaube, dass eine Unternehmung schiefgeht, wenn man vorher drüber spricht. Entsprechend schwer fiel es mir, aus meiner geplanten Fahrt nach Karlsruhe eine Spendenaktion für die #BIKEYGEES zu machen.
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Ich hatte die Idee, kurzen Prozess mit den Landkreisschildern im Südosten der Republik zu machen. Von kurz konnte allerdings nicht wirklich die Rede sein. Meine Beine, nein, eigentlich auch der Rest war seit Wochen zu nichts zu gebrauchen. Trauriges Streckengeknubbel, keinerlei Druck auf dem Pedal. M. hatte mich mehrmals stehenlassen.
Ein neuer Sommertag. Abfahrt in der kühlen, schattigen Schlucht des Sernftal zum Wachwerden. Zwischen Glarus und dem Walensee führt der Weg schon raus aus den Bergen. Erste Anmutung, wie es sich anfühlen wird, wieder im Flachen zu sein. Aber da ist noch die Vorder Höhi.
Tag 14 beginnt mit dem falschen Pass und mit Gegenwind. Ich habe um 10 Uhr am Morgen schon Heißhunger, die Beine sind schlapp, und zu spät los bin ich auch. Willkommen in meinem Leben auf der Straße.
Am Morgen stehe ich vor verschlossener Zimmertür und kann nicht hinaus. Ein paar verschlafene Minuten lang denke ich, die Hitze hat den dicken Lack aufgeweicht und alles zusammen gepappt. Leichte Panik, Blick aus dem Fenster im ersten Stock, komme ich da raus? Ich muss doch los!
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Auftritt: Die große Müdigkeit. Am nächsten Morgen ist sie da, legt sich wie ein Schleier über alles, verlangsamt Bewegungen und Gedanken, führt dazu, dass ich Beinlinge verkehrt herum anziehe, das Gepäck zuschnüre, obwohl da noch Sachen rumliegen, oder, ein paar Tage später, ernsthaft überlege, ob ich das Hotel aus dem Fenster des ersten Stocks verlassen soll, als ich mich im Zimmer eingeschlossen glaube.
Wie bringe ich es zusammen, den kleinmütigen Anfang dieser Tour, und das Ende, das so ganz anders war? 3.050 Kilometer sind es geworden, fast 35.000 Höhenmeter. Dreieinhalb Wochen auf der Straße. 16 Etappen. Aber das sind nur Zahlen. Das sagt gar nichts.
Jetzt war ich noch immer keine Nacht durchgefahren. Ich meine, allein und vollständig. Ein paar Mal unterwegs zu früher Morgenstunde, einmal in den späten Abend hinein. Zweimal durch die Nacht, aber eben in Begleitung. Das war schön, und ich möchte das auch gern wiederholen. Aber nicht, weil ich es allein nicht kann.
M. ist ein Mann mit vielen Talenten. Eines davon ist die Kunst des perfekten Geschenks. Vor Jahren hatten wir das Raumschiff im Video einer Radsport-Marke entdeckt. Es steht auf einem Berg im tschechischen Böhmen. Angeblich konnte man dort Zimmer zur Übernachtung mieten, was uns nie gelang, immer war alles ausgebucht.
Wir verlassen das Kieselstein-gepflasterte Labyrinth der Altstadt von Alghero, Startort des diesjährigen Giro d’Italia, wie ich inzwischen gelernt habe, und nehmen die Küstenstraße nach Bosa. “Ab jetzt auf Schnitt”, ruft M., und wir heizen los, bis uns nach etwa 50 Metern der erste Anstieg bremst, die Tageshöhenmeter liegen ja noch vor uns.
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