Wir hetzen auf dem Standstreifen der M6202 entlang, Schotter, Glasscherben, Gummireste. Wusch-wusch zischen Autos an uns vorbei. Das hatte ich mir anders vorgestellt.

Beschauliche kleine Landstraßen sollten uns durch das Hinterland von Nizza führen, von Meeresspiegelhöhe aus tief hinein in die Seealpen bis zum Höhepunkt, dem Col de la Bonette.

Aus Nizza heraus führt uns an diesem Samstag Nachmittag eine geradlinige, vielbefahrene Bundesstraße das Tal der Var entlang. Bereits in der Stadt haben wir uns verfranst, sind auf abseitigen Wegen durch ein Industriegebiet gegondelt. Die Navigations-App, auf die wir vertrauen, hat sich mit dem letzten Update kurz vor der Abreise einen Fehler eingefangen. Zwar können wir uns weiterhin auf der Karte orten, jedoch funktioniert die praktische Sprachnavigation nicht mehr. Das heißt Anhalten, Absteigen, Handy herausnehmen (wenn man nicht wagen will, es samt Gepäck mit neuem Mietrennrad im unbekannten Verkehsverhältnissen zu balancieren).

An jeder Ausfahrt biegt eine Handvoll Autos ab, wir winken sie dankbar durch. Es dauert 30, 40 Kilometer, bis die Straße leerer wird, sich allmählich in eine Schlucht verwandelt, langsam dem zu ähneln beginnt, weswegen wir diese Strecke ausgewählt haben. Steil aufragende Felswände, frisch sprudelndes Wasser, eine Straße, die eingeengt von der Wildnis munter Auf und Ab führt. Die Sonne neigt sich bereits dem Horizont zu. In einem einsamen Ort halten wir, füllen die Flaschen nach, werfen ein Blick auf die Karte. Nicht mehr weit bis zur ersten Unterkunft. Es ist noch warm in Südfrankreich, jetzt zu Mitte September. Die Pässe rufen!

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