Wir rollen dahin. Ich habe wunderbar geschlafen, trotz des wild rauschenden Baches direkt unter unserem Fenster. Das Frühstück war für französische Verhältnisse erstaunlich reichhaltig. Brot, Käse, Obst und Saft ergänzen die schlichte Kombination aus Croissant und Café Creme, die wir erwartet hatten.
Die am gestrigen Abend bewältigten Höhenmeter zischen wir im kalten Schatten der Felswände hinab, ein beschaulicher Start. Eine große Radgruppe kommt uns mit gehörigem Tempo entgegen. Diese Gegend als Trainingsrevier… man beginnt zu träumen. Andererseits gibt es hier sonst nicht viel.
Wir benötigen keine Navigationshilfe. Die Höhepunkte unserer Strecke sind gut ausgeschildert: Col de la Cayolle, Col de la Bonette, Col de Turini. Alternative Wege gibt es nicht.
Es geht entlang baumgesäumter Alleen, sorgfältig bestellter Felder und Gärten. Wenig Verkehr. Die Sonne scheint. Bei Entrevaux biegen wir ein in die Gorges du Daluis. Ein breites Tal, die Straße eng an der Feldwand entlang, geht es bald ein wenig auf und ab, schlängelt sich der Weg abwechslungsreich dahin. Felsformationen, eine Straße, die sich in mehrere in den Stein gesprengte Tunnel verzweigt, um sich danach wieder zu vereinen. Die ersten Höhenmeter vermitteln einen Eindruck, wie es uns mitsamt dem ungewohnten Gepäck in den kommenden Tagen ergehen wird.
Wir sind schon eine ganze Weile gefahren, bis es ab Entraunes allmählich durchgehend bergan geht, der Col de la Cayolle steht heute auf dem Plan. Stärkung bei Espresso und einem Keks. Obwohl wir kleine Ortschaften durchqueren, finden wir weniger geeignete Nahrungsmittel als erhofft. Es gibt sehr wenige Läden, die Bäcker haben an diesem Sonntag geschlossen. Der Pass jedoch ist offen.
Die Umgebung ist malerisch. Bis in den Anstieg hinein. Den man am unteren Ende nicht gut überschaut, bis er sich in ein Hochtal ergießt, in dessen gegenüberliegenden Hang die Straße einschwenkt, bevor sie im Dickicht verschwindet. Es wird steiler. Blicke hinab in den nun unter uns liegenden Talboden machen Mut. Ein paar Höhenmeter sind schon geschafft. Eine Gaststätte am Wegesrand lädt zur letzten Rast. Ein Croissant aus der Plastikpackung, eine Cola. Im Schatten ist es frisch genug für die Windjacke.
Dann die letzten anstrengenden Kilometer. Wir kriechen nur noch dahin. Das Gepäck, im Flachen kaum spürbar, scheint abzubremsen. Und endlich, nach einem kleinen Felsentor, liegt die Kuppe vor uns. Bei klarem Himmel bietet sich ein großartiger Fernblick zurück ins Tal und auf die umgebenden Berge.
So schön die Aussicht ist, so schnell wird uns frisch. 30 flotte Kilometer geht es nun hinunter nach Barcelonette. Ein Ort, der mit dem typischen französisch-kleinstädtischen touristischen Angebot aufwartet, so dass der Abend mit einem großen Burger für jeden von uns endet.
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