Eine einfache Etappe: es geht die Küste entlang in Richtung Westen nach Cefalù. Dieser Abschnitt soll zu den schönsten Strecken der Insel gehören, habe ich zuhause gelesen. Für den Anfang trifft das zu. Die Straße führt an einer Steilküste entlang. Rechts tost das Meer, links ragen die Felsen gen Himmel. Nach einer Weile öffnet sich die Küste, wird besiedelter, teilweise etwas verbaut, der Verkehr etwas stärker. Obwohl die Richtung klar ist, verfransen wir uns immer wieder im Gewirr kleiner Straßen.

Ich bin mit Halsschmerzen aufgewacht. Wenigstens eine dem Ego schmeichelnde Erklärung, warum ich hier auf Sizilien nicht so recht in den Tritt finde. Es mag auch daran liegen, dass man mit einem Trainingsstand von wenigen hundert Kilometern eigentlich keine Steigungen braucht, wie wir sie hier vorfinden.

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Wir gehen es gemächlich an, genießen den Wind, der es heute gut mit uns meint und sich von hinten nähert. Eine Kaffeepause in einem Städtchen. Die Sizilianer, wie hatte ich sie mir vorgestellt? Laut und expressiv. Eine Art übersteigertes Neapel. Die Menschen, denen wir begegnen, wirken zurückhaltend, gedämpft und blicken, eingemummelt in dicke Daunenjacken, schockiert auf unsere kurzen Radhosen. Mir kommt es vor, als nähme ihnen die Kälte ein wenig von der Energie zu ausladenden Gesten und ausdrucksvoller Gesprächsführung. Italiener in der Kältestarre.

Sie sind äußerst gastfreundlich, sehr um uns bemüht. An  jedem  Ort will man wissen, wohin wir unterwegs sind, wird ein sicherer Stellplatz für unsere Räder gesucht. Einmal stehen sie über Nacht in der Rezeption des Bed& Breakfast und versperren den Weg. Es stört niemanden.

Vor allem in den kleinen, privat geführten, günstigen Unterkünften hatte ich eine eher zurückhaltende Ausstattung der Zimmer und ein kleines Frühstück erwartet. Davon kann keine Rede sein. Wir werden geradezu gemästet. Das ist gut, denn auf unseren Wegen sind die Möglichkeiten zur Nahrungsaufnahme meist beschränkt.

Einzig am heutigen Tag schöpfen wir aus dem Vollen. Der Ort mit dem trefflichen Namen Finale markiert zwar noch nicht das Ende unserer Tour, aber M. überzeugt mich, dass wir in einem kleinen, unscheinbaren Restaurant eine Pause einlegen. Vielleicht liegt es an der Meeresluft, die den Appetit anregt. Es sind wohl die besten Antipasti, die ich je verspeist habe.

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Entspannt erreichen wir das historische Städtchen Cefalù. Auf Sightseeing verzichte ich zugunsten eines Spätnachmittags im Bett, um der Erkältung Herr zu werden. An diesem Abend ernte ich den einzigen schrägen Blick auf Sizilien, als ich mir statt des obligatorischen Rotweins einen Pfefferminztee zum Essen bestelle.

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Unsere Route für fünf Tage: www.komoot.de/tour/7643287/zoom – 480 km, 7.200 hm
Leider kann man die Route nur aufrufen, wenn man sich bei Komoot anmeldet. Gern verschicke ich die GPX-Datei, einfach melden!