Und plötzlich sind drei Monat vorbei. Nach der Mille du Sud bin ich radfahrerisch in eine Art Tiefschlaf verfallen. Im Kopf schien alles möglich, aber der Körper bat dringend um eine ausgiebige Ruhephase, und ich fand, er hatte da einen Punkt.
Eigentlich war es ganz schön, lediglich hin und wieder die Falkenberger Feldmarkwege zu erkunden und nicht bei jedem Stück Schokolade daran zu denken, dass ich das alsbald 20.000 Höhenmeter würde hochschleppen müssen. Aber auch das erste Mal seit langem das (seltsame) Gefühl, nicht jederzeit 200 Kilometer am Stück fahren zu können.
Passend zu dieser Phase habe ich mir ein Gebrechen zugelegt, eigentlich schon im letztem Sommer. Mein linker Arm läßt bestimmte Bewegungen nicht mehr zu. Auf dem Rad stört es nicht allzu sehr, aber ich habe den Verdacht, dass eine unbemerkte Ausweichhaltung für Probleme mit dem Nacken sorgt. Noch stochert die Orthopädin im Trüben. Nächste Station: MRT. Naja, I’ll be back, schätze ich.
Sogar mit der Tradition der Festive 500 habe ich gebrochen, nach sechs Jahren in Reihe. Am 25.12. stieg ich bei minus sieben Grad und Sonnenschein aufs Rad und kehrte an der Ostseestraße wieder um. Festive 7, oder, wie M. über den restlichen Zeitraum spottete, Festive Obi. Interessanterweise ließ sich die Zeit zwischen den Feiertagen auch so herumbringen.
Schade war nur, dass ich nicht wie sonst auf diesen letzten Kilometern das sehr schöne Rad-Jahr habe Revue habe passieren lassen. Über die offensichtlich herausragenden Ereignisse habe ich geschrieben. Aber da war auch eine kurzerhand unternommene 400km-Über-Nacht-Tour von Hof nach Sonthofen, nachdem mein Zug ersatzlos ausfiel, die sich als echte Prüfung herausstellte. Oder das heißeste Wochenende des Jahres, als ich Marie auf dem Weg zum Kap Arkona abgefangen habe, und wir stattdessen den langen trägen Sommersamstag mit den Füßen im Wasser und ausgezeichneten Gesprächen verbrachten. Oder die Tour mit M. von Cottbus nach Breslau, mit Herr Weselsky und köstlichster polnischer Küche (die jedoch eine Fortsetzung finden könnte, da M. bereits die weitere Strecke nach Krakau plant) …
Schade auch, dass ich keine Gelegenheit hatte, mich zum Jahresende einmal explizit zu bedanken: Natürlich allen, die sich hin und wieder die Mühe machen, hier einen netten Kommentar zu hinterlassen, oder eine Mail zu schreiben. Und auch allen, die so nett waren, ihr Paypal-Konto zu bemühen. Darüber und über Eure begleitenden Nachrichten habe ich mich sehr gefreut!
Dafür schaue ich nach der ganzen laxen Zeit und komplett entgegen meines Rhythmus diesmal schon im Januar begierig auf das neue Rad-Jahr. Also, was machen wir Schönes?
Als da wären:
- Eine erste Verabredung! Der „blaue Typ“ und ich haben vor, einmal runter nach Görlitz und zurück zu fahren. Eine weitere 400er-Premiere, so wie es aussieht.
- Ein ganz normales ARA-Berlin-600er-Brevet (oder zumindest ein 400er), irgendwie ein „Muss“ im Jahr vor PBP, um mir mal wieder alles offen zu halten. Im vorletzten Jahr sind M. und ich im späten Sommerurlaub mit dem Mietwagen in der Bretagne herumgekurvt. Wie es der Zufall wollte, stach mir auf dem Rückweg der ein oder andere Ortsname ins Auge (Carhaix! Loudéac! Fougères!), und da ich die Macht über den Straßenatlas hatte, lotste ich uns dort entlang. Und naja, vielleicht muss ich da doch mal hin. Ist ja noch viel Zeit, um sich wieder nicht zu entscheiden.
- Apropos M. – M. baut sich zur Zeit ca. alle 3.000 Kilometer (alle MEINE 3.000 km natürlich) ein neues Rad auf, zuletzt einen „Crosser“. Ich liebäugele schon lange mit Jochen Kleinhenz‘ Rhœn Divide, weil ich die Idee lustig und die Gegend schön finde. Der riet nun zu deutlich dickeren Reifen als M. aktuell für schick befindet, aber das wird sich wohl irgendwie regeln lassen.
- Unbedingt endlich nochmal eine Superrandonnée. „Rheingold“ war mir im letzten Jahr logistisch zu aufwendig, aber ich bin nach wie vor scharf auf die Baridür, und in den Vogesen habe ich familiäre Infrastruktur.
- Der Flèche Allemagne findet ebenfalls wieder in diesem Jahr statt. Die Strecke (samt Team) habe ich vor zwei Jahren schon geplant. Sie liegt noch hier … und reift. Mal sehen, ob damit noch etwas passiert.
- Sowie diese eine besonders lange Sache mit vielen Höhenmeter. So die Schulter mich lässt. Wenn ich nicht schlafen kann, denke ich an Pässe.
Was mir sonst als spannend hängengeblieben ist (wenn der Kalender nicht allmählich voll wäre):
- Ein schönes Event schien im letzten Jahr das North Race Westphalia, 1.100 Kilometer rund um NRW, mit Charity-Startgeld. Für alle auf der Suche nach der „lokalen“ Alternative zu den großen Brevets.
- Steppenwolf, eine Offroad-Fahrt von Berlin aus nach Usedom und zurück. Die Veranstaltenden bemühen sich explizit um ein diverseres Starterfeld als die „übliche“ männerdominierte Szene. Das finde ich natürlich gut. Vielleicht schaffe ich es in diesem Jahr zumindest mal zum Start in Bernau.
Und dann muss ich auch endlich das schon im letztem Jahr vollmundig angekündigte „Berlin-hat-Berge“-Brevet in diesem Frühjahr fertig scouten – Ende Juli habe ich voraussichtlich erste Gäste. Hurra!
Hoffen wir auf eine Zeit, in der wir uns möglichst frei bewegen können. Euch allen ein wunderbares Jahr, was auch immer Ihr vorhabt. Egal wie oder was, das Leben ist kurz – also geht radfahren! Ich seh Euch auf der Straße.










11/01/2022 at 0:31
Mahlzeit 😉
Danke für den Rückblick und ja, man kann augenscheinlich über die Jahre zuviel auf dem Rad sitzen. F500 war auch -nach Jahren- dieses Jahr nix für mich. Einfach keine Lust. Dafür arbeitet mein Körper daran, dass Höhenmeter wieder lästig werden. Wird schon! Ohne Planung, einfach drauf los fahren.
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15/01/2022 at 20:32
Vielen Dank für die Zeilen. Da sind wieder viele spannende Optionen für dieses Jahr dabei. Auf die Route vom Jochen, grad weil sie sehr nahe ist, hätte ich richtig Lust. Fix ist aber dieses Jahr erstmal der Tuscany Trail, das wird sicher ein Highlight.
Alles Gute und eine gute Zeit 😉
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